21.10.2025
«Das Schöne an der Statik ist die Verlässlichkeit»
Was macht die Gebäude im Lymhof stabil? Warum ist Statik weit mehr als nur Mathematik und Physik? Johannes Dudli von Schnetzer Puskas Ingenieure AG gibt Einblicke in seine Arbeit als Bauingenieur und erklärt, wieso Bauingenieure das Grundwasser fürchten.
Johannes Dudli, warum spielt die Statik bei einem Bauprojekt eine so grosse Rolle?
Wir sorgen dafür, dass der Lymhof sicher gebaut wird und allen Belastungen standhält – egal ob Sturm, starker Schneefall, Erdbeben oder andere Einflüsse. Damit stellen wir sicher, dass alle Bewohner:innen und Nutzer:innen während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes geschützt sind.
Können Sie beschreiben, welche Struktur den Lymhof zusammenhält?
Das Grundprinzip des Tragwerks, also des statischen Aufbaus, ist ein sogenannter Skelettbau: Wenige Wände tragen das Gewicht des Gebäudes, der Rest wird von Stützen getragen. Die Deckenflächen liegen so auf möglichst wenigen tragenden Elementen auf. Dadurch können die Trennwände in den Geschossen entfernt und neu angeordnet werden, ohne dass das Tragwerk verändert wird. Mit dieser Bauweise ist die Raumordnung flexibel gestaltbar.
Johannes Dudli, warum spielt die Statik bei einem Bauprojekt eine so grosse Rolle?
Wir sorgen dafür, dass der Lymhof sicher gebaut wird und allen Belastungen standhält – egal ob Sturm, starker Schneefall, Erdbeben oder andere Einflüsse. Damit stellen wir sicher, dass alle Bewohner:innen und Nutzer:innen während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes geschützt sind.
Können Sie beschreiben, welche Struktur den Lymhof zusammenhält?
Das Grundprinzip des Tragwerks, also des statischen Aufbaus, ist ein sogenannter Skelettbau: Wenige Wände tragen das Gewicht des Gebäudes, der Rest wird von Stützen getragen. Die Deckenflächen liegen so auf möglichst wenigen tragenden Elementen auf. Dadurch können die Trennwände in den Geschossen entfernt und neu angeordnet werden, ohne dass das Tragwerk verändert wird. Mit dieser Bauweise ist die Raumordnung flexibel gestaltbar.
Beim Lymhof wird vieles aus Holz gebaut. Weshalb?
Mit der SNBS-Zertifizierung setzen wir die Anforderungen an eine ökologische Bauweise um. Um den CO2-Ausstoss bei der Bauwerkserstellung gering zu halten, bestehen deshalb möglichst viele Bauteile aus Holz. Für die Wohngeschosse wird ab dem 1. OG ein Holztragwerk errichtet. Holz ist insgesamt ein geeignetes Material, weil es Komfort für die Nutzer:innen bietet und die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Bau erfüllt.
Das Grundwasser ist auf dem Lymhof-Areal ein wichtiges Thema – was bedeutet das für die Statik?
Wenn der Grundwasserspiegel steigt, dann müssen wir schauen, dass das Bauwerk nicht aufschwimmt. Das wird natürlich nicht passieren, aber in Schlieren gibt es wegen des Grundwasserstroms des Limmattals ein mächtiges Wasservorkommen. Das ist wie ein Fluss im Boden unter dem Gebäude.
Der Spiegel des Grundwassers schwankt je nach Niederschlagsmenge und Wasserspiegel der Limmat. In diesem Sommer hatten wir unglücklicherweise relativ viele Niederschläge und der Wasserspiegel war immer relativ hoch. Er liegt aktuell knapp unter der Bodenplatte. Die grössten Bauteile, die unter der Bodenplatte liegen, sind die grossen Pumpschächte und Kanalisationsleitungen, die mehrere Meter in das Grundwasser hineinreichten. Im Aushub mussten wir diverse Pumpen installieren, um das Wasser abzupumpen. Die Bauteile unter der Bodenplatte sind gesichert, damit durch den Auftrieb des Wassers kein Schaden entsteht. Das gepumpte Wasser müssen wir wieder ins Grundwasser zurückführen.
Was passiert mit dem abgepumpten Grundwasser?
Das Grundwasser ist ein wertvolles Gut, das wir schützen müssen. Auf der einen Seite der Baustelle sind deshalb drei Felder als temporäre Wasserbecken eingerichtet, wo das Wasser wieder versickern kann. Ein Teil des Wassers wird noch in eine weitere Versickerungsmulde ausserhalb der Baustelle geleitet, wo auch das Regenwasser versickert.
Allgemein stelle ich mir unter Statik viel Physik und Mathematik vor. Ist das falsch?
Die statischen Nachweise für ein Gebäude zu erbringen – das ist der mathematische Teil unserer Leistung. Enorm wichtig ist aber auch die Abstimmung mit der Architektur, mit den Fachplaner:innen und mit der Umgebung. Jedes Fachgebiet muss eigene Anforderungen einhalten. In Koordinationssitzungen stimmen wir die Bedürfnisse aufeinander ab.
Mit der SNBS-Zertifizierung setzen wir die Anforderungen an eine ökologische Bauweise um. Um den CO2-Ausstoss bei der Bauwerkserstellung gering zu halten, bestehen deshalb möglichst viele Bauteile aus Holz. Für die Wohngeschosse wird ab dem 1. OG ein Holztragwerk errichtet. Holz ist insgesamt ein geeignetes Material, weil es Komfort für die Nutzer:innen bietet und die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Bau erfüllt.
Das Grundwasser ist auf dem Lymhof-Areal ein wichtiges Thema – was bedeutet das für die Statik?
Wenn der Grundwasserspiegel steigt, dann müssen wir schauen, dass das Bauwerk nicht aufschwimmt. Das wird natürlich nicht passieren, aber in Schlieren gibt es wegen des Grundwasserstroms des Limmattals ein mächtiges Wasservorkommen. Das ist wie ein Fluss im Boden unter dem Gebäude.
Der Spiegel des Grundwassers schwankt je nach Niederschlagsmenge und Wasserspiegel der Limmat. In diesem Sommer hatten wir unglücklicherweise relativ viele Niederschläge und der Wasserspiegel war immer relativ hoch. Er liegt aktuell knapp unter der Bodenplatte. Die grössten Bauteile, die unter der Bodenplatte liegen, sind die grossen Pumpschächte und Kanalisationsleitungen, die mehrere Meter in das Grundwasser hineinreichten. Im Aushub mussten wir diverse Pumpen installieren, um das Wasser abzupumpen. Die Bauteile unter der Bodenplatte sind gesichert, damit durch den Auftrieb des Wassers kein Schaden entsteht. Das gepumpte Wasser müssen wir wieder ins Grundwasser zurückführen.
Was passiert mit dem abgepumpten Grundwasser?
Das Grundwasser ist ein wertvolles Gut, das wir schützen müssen. Auf der einen Seite der Baustelle sind deshalb drei Felder als temporäre Wasserbecken eingerichtet, wo das Wasser wieder versickern kann. Ein Teil des Wassers wird noch in eine weitere Versickerungsmulde ausserhalb der Baustelle geleitet, wo auch das Regenwasser versickert.
Allgemein stelle ich mir unter Statik viel Physik und Mathematik vor. Ist das falsch?
Die statischen Nachweise für ein Gebäude zu erbringen – das ist der mathematische Teil unserer Leistung. Enorm wichtig ist aber auch die Abstimmung mit der Architektur, mit den Fachplaner:innen und mit der Umgebung. Jedes Fachgebiet muss eigene Anforderungen einhalten. In Koordinationssitzungen stimmen wir die Bedürfnisse aufeinander ab.
Wie sieht konkret Ihre Zusammenarbeit mit den Architekt:innen und Bauleuten aus?
Beim Lymhof kümmern wir uns um den Betonbau und der Holzbauingenieur um den Holzbau. Dadurch haben wir viele Schnittstellen mit dem Holzbauingenieur, zum Beispiel bei den Übergängen der Materialien und dort, wo Lasten von einem Material auf das andere übertragen werden.
Von den Architekt:innen erhalten wir in einem ersten Schritt die Idee für das Bauwerk und machen dann Vorschläge, wie die Konstruktion aussehen könnte. Aufgrund dieser Rückmeldungen präzisieren und verfeinern die Architekt:innen ihre Idee und den Entwurf. Dann gibt es wieder einen Abgleich mit uns. In mehreren Planungsrunden arbeiten wir uns so vom Groben ins Detail vor – bis ein Rohbau entsteht, der statisch überzeugt und gleichzeitig die gestalterische Planung bestmöglich unterstützt.
Die Zusammenarbeit mit den Bauleuten läuft mehrheitlich elektronisch ab. Wir liefern ein digitales, dreidimensionales Modell auf die Baustelle. Darin ist jede Kante und jedes Bewehrungseisen - das sind die Stahlstäbe im Beton, die dem Bauwerk zusätzliche Festigkeit verleihen - konstruiert. Der Baumeister ruft die Informationen der Bauteile folglich digital ab und betrachtet die Informationen am Bildschirm.
Gibt es in Ihrem Job auch Platz für Kreativität?
Kreativität ist sehr wichtig für das Lösen von Problemen. In einem ersten Schritt ist beim Konzipieren eines Tragwerks Kreativität gefragt: damit man alle Möglichkeiten sieht und die passendste weiterverfolgt. Dann ist Kreativität gefragt, um Bauabläufe zu lösen. Die Fragestellungen sind so vielfältig, da muss man im Einzelfall kreativ werden, um eine gute Lösung zu finden. Jedes Bauwerk ist wie ein Prototyp zu verstehen. Das bringt viele Herausforderungen und verschiedene Problemstellungen mit sich.
Beim Lymhof kümmern wir uns um den Betonbau und der Holzbauingenieur um den Holzbau. Dadurch haben wir viele Schnittstellen mit dem Holzbauingenieur, zum Beispiel bei den Übergängen der Materialien und dort, wo Lasten von einem Material auf das andere übertragen werden.
Von den Architekt:innen erhalten wir in einem ersten Schritt die Idee für das Bauwerk und machen dann Vorschläge, wie die Konstruktion aussehen könnte. Aufgrund dieser Rückmeldungen präzisieren und verfeinern die Architekt:innen ihre Idee und den Entwurf. Dann gibt es wieder einen Abgleich mit uns. In mehreren Planungsrunden arbeiten wir uns so vom Groben ins Detail vor – bis ein Rohbau entsteht, der statisch überzeugt und gleichzeitig die gestalterische Planung bestmöglich unterstützt.
Die Zusammenarbeit mit den Bauleuten läuft mehrheitlich elektronisch ab. Wir liefern ein digitales, dreidimensionales Modell auf die Baustelle. Darin ist jede Kante und jedes Bewehrungseisen - das sind die Stahlstäbe im Beton, die dem Bauwerk zusätzliche Festigkeit verleihen - konstruiert. Der Baumeister ruft die Informationen der Bauteile folglich digital ab und betrachtet die Informationen am Bildschirm.
Gibt es in Ihrem Job auch Platz für Kreativität?
Kreativität ist sehr wichtig für das Lösen von Problemen. In einem ersten Schritt ist beim Konzipieren eines Tragwerks Kreativität gefragt: damit man alle Möglichkeiten sieht und die passendste weiterverfolgt. Dann ist Kreativität gefragt, um Bauabläufe zu lösen. Die Fragestellungen sind so vielfältig, da muss man im Einzelfall kreativ werden, um eine gute Lösung zu finden. Jedes Bauwerk ist wie ein Prototyp zu verstehen. Das bringt viele Herausforderungen und verschiedene Problemstellungen mit sich.
Was stehen aktuell für Arbeiten an?
Die statischen Nachweise sind abgeschlossen und wir sind an der Erstellung der letzten Planunterlagen. Im November 2025 wird die Modellerstellung für den Betonbau abgeschlossen sein. Der Holzbauingenieur hat seine Planung auch abgeschlossen. Die ersten Holzelemente gehen bald in Produktion, damit der Holzbau Anfang 2026 aufgerichtet werden kann. Unser Team vom Betonbau betreut weiterhin die Baustelle bis Rohbauende, klärt Fragen vor Ort und macht Bauteilabnahmen. Wir sind allmählich auf der Zielgeraden. Es herrscht ein bisschen Abschlussstimmung. Das Richtfest - die Feier, wenn der Rohbau fertig ist - ist jeweils ein schöner Anlass, wenn man sich für das Geleistete auf die Schulter klopfen und sagen kann, dass ein Meilenstein erreicht wurde.
Und was wünschen Sie sich bis dahin?
Ich wünsche mir, dass alles nach Plan verläuft und nichts Überraschendes mit unserem Rohbau passiert. Das Schöne an der Statik ist ja gerade diese Verlässlichkeit: Alles bleibt so, wie wir es geplant haben. Ein funktionierendes Tragwerk ist für uns die beste Bestätigung unserer Arbeit.
Die statischen Nachweise sind abgeschlossen und wir sind an der Erstellung der letzten Planunterlagen. Im November 2025 wird die Modellerstellung für den Betonbau abgeschlossen sein. Der Holzbauingenieur hat seine Planung auch abgeschlossen. Die ersten Holzelemente gehen bald in Produktion, damit der Holzbau Anfang 2026 aufgerichtet werden kann. Unser Team vom Betonbau betreut weiterhin die Baustelle bis Rohbauende, klärt Fragen vor Ort und macht Bauteilabnahmen. Wir sind allmählich auf der Zielgeraden. Es herrscht ein bisschen Abschlussstimmung. Das Richtfest - die Feier, wenn der Rohbau fertig ist - ist jeweils ein schöner Anlass, wenn man sich für das Geleistete auf die Schulter klopfen und sagen kann, dass ein Meilenstein erreicht wurde.
Und was wünschen Sie sich bis dahin?
Ich wünsche mir, dass alles nach Plan verläuft und nichts Überraschendes mit unserem Rohbau passiert. Das Schöne an der Statik ist ja gerade diese Verlässlichkeit: Alles bleibt so, wie wir es geplant haben. Ein funktionierendes Tragwerk ist für uns die beste Bestätigung unserer Arbeit.