12.12.2022

Vertical Farm zieht in den Lymhof

Im Lymhof ist die erste vertikale Farm der Schweiz geplant, die in ein Wohnquartier integriert wird. Arealeigentümerin Geistlich Immobilia hat mit dem Startup-Unternehmen YASAI eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. In der ca. 8 Meter hohen Halle sollen ab 2026 Kräuter, Blattsalate und vieles mehr ressourcenschonend und pestizidfrei angebaut und auch direkt vor Ort verkauft werden. 
Erlebbare Lebensmittelproduktion mitten im Quartier
«Mit unserer Farm in Schlieren werden wir die Lebensmittelproduktion direkt zu den Menschen bringen», sagt Mark E. Zahran, Mitgründer und Geschäftsführer von YASAI. Die Produktion wird im wortwörtlichen Sinn transparent und erlebbar: Glasfassaden machen die Halle einsehbar und zur «Growchamber» im Herzen der Halle, wo die Kräuter geschützt wachsen, wird es Gucklöcher geben. «Wir möchten nicht nur nachhaltig produzieren, sondern den Leuten auch bewusst machen, dass neue Wege in der Nahrungsmittelproduktion möglich und nötig sind», erläutert Mark E. Zahran. Darum wird es in der Farm auch Führungen geben und die Bewohner:innen des Lymhofs und von ganz Schlieren können sich über eine App in der Halle ihren eigenen «Schrebergarten 4.0» anbauen lassen. Die Halle soll auch ein Treffpunkt fürs Quartier werden: Zum Park hin gibt es einen Begegnungsraum, wo Kräuter und Gemüse abgeholt werden können, Anlässe stattfinden oder man sich zum Beispiel in einer Juicery trifft.

Vertical Farming schont die Umwelt
Vertical Farming ist eine zukunftsweisende Produktionsart und hat zum Ziel, die wachsende Weltbevölkerung ressourcenschonend zu ernähren: Der Ertrag pro Quadratmeter in einer YASAI-Farm ist bis zu 200-mal höher als in der herkömmlichen Landwirtschaft. «Indem wir einen Teil der landwirtschaftlichen Produktion in vertikale Farmen verlagern, können wir der Natur Flächen zurückgeben und die Biodiversität fördern, was in unserer immer dichter bebauten Welt dringend nötig ist», sagt Mark E. Zahran.

Auch sonst ist Vertical Farming umweltschonend: Der Frischwasserverbrauch wird um 95 % gesenkt, es müssen keinerlei Pestizide eingesetzt werden und lokaler als in der Lymhof-Halle kann eine Produktion gar nicht sein: Lange Transportwege und der damit verbundene Food-Waste entfallen. Der Strom in der YASAI-Farm wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen – ein Teil davon kann im Lymhof selbst über die Solarpanels gewonnen werden. Mit ihrer Kreislaufwirtschaft ist die Vertical Farm Teil einer smarten, städtischen Infrastruktur: So kann die Abwärme der LED’s genutzt werden, um Räume zu beheizen, aus den organischen Abfällen werden Nährstoffe oder Biogas produziert und CO2 wird genutzt, um das Wachstum der Pflanzen zu beschleunigen.

Jungunternehmen mit erfolgreicher Pilotfarm
YASAI ist 2020 vom Architekten Mark E. Zahran, dem Umweltingenieur Philipp Bosshard und dem Ökonomen Stefano Augsburger gegründet worden. Mit der Farm im Lymhof wird das Unternehmen zu seinen Wurzeln zurückkehren: Das ETH-Spin-off war anfangs im Startup Space gleich neben dem künftigen Lymhof ansässig. Inzwischen zählt YASAI 18 Mitarbeitende und betreibt in Niederhasli eine Pilotfarm. Dort werden bisher Basilikum und Pfefferminze produziert, die Kräuter sind in Coop-Filialen, bei Jelmoli oder auf farmy.ch erhältlich. Das Unternehmen wird von namhaften Experten und Firmen unterstützt, beteiligt sind nebst der ETH unter anderem die ZHAW, das Kompetenzzentrum des Bundes Agroscope, die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse oder die Schweizer Agrargenossenschaft fenaco.

Weitere Infos zu Yasai unter www.yasai.earth